Einheitlicher integrierter geodätischer Raumbezug

Amtliches geodätisches Raumbezugssystem


Die Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland (AdV) hat einen einheitlichen integrierten geodätischen Raumbezug des amtlichen Vermessungswesens in der Bundesrepublik Deutschland festgelegt. Damit stellen die Vermessungsverwaltungen ein einheitliches amtliches geodätisches Raumbezugssystem für Lage, Höhe und Schwere bereit.

Durch die Verknüpfung von dreidimensionalem Raumbezug mit der physikalischen Höhe und Schwere wird damit erstmals ein integrierter geodätischer Raumbezug definiert, der allen Nutzer von Geodaten viele Vorteile bringt, wie z.B. die Bestimmung physikalischer Höhen mit den SAPOS-Diensten.
Der geodätische Raumbezug wird in Bayern durch das Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung bereitgestellt und mit folgenden Komponenten realisiert:

  • Das Deutsche Haupthöhennetz 2016 (DHHN2016) als amtliches Höhenbezugssystem
  • Das SAPOS-Referenzstationsnetz (RSN) im amtlichen geodätischen Bezugsrahmen des ETRS89/DREF91
  • Das Geodätische Grundnetz (GGN) im amtlichen geodätischen Bezugsrahmen des ETRS89/DREF91
  • Das German Combined QuasiGeoid 2016 (GCG2016) der AdV als amtliche Höhenreferenzfläche
  • Das Deutsche Hauptschwerenetz 2016 (DHSN2016) als amtlicher Schwerebezugsrahmen

Komponenten des amtlichen geodätischen Raumbezugssystems

  • Der bayerische Anteil des Deutschen Haupthöhennetzes DHHN2016 besteht aus ca. 26.600 Höhenfestpunkten 1. Ordnung. Die amtlichen Höhen der Höhenfestpunkte werden als Normalhöhen über Normalhöhen-Null (NHN) über den Auszug aus dem amtlichen Festpunkinformationssystem (pdf, 400 kB) abgegeben.
  • Das bayerische SAPOS-Referenzstationsnetz (RSN) besteht aus 36 Stationen. Als Grundlage für die SAPOS-Dienste stellen die SAPOS-Referenzstationen den Nutzern den amtlichen Bezugsrahmen ETRS89/DREF91 bereit.
  • Das Geodätische Grundnetz (GGN) besteht aus 55 bayerischen Rahmennetzpunkten sowie weiteren 55 nachverdichteten Grundnetzpunkten. Diese realisieren und sichern dauerhaft den amtlichen Bezugsrahmen des ETRS89/DREF91 und sind nicht für die öffentliche Verwendung freigegeben.
  • Das German Combined Quasigeoid GCG2016 ist ein Modell, das den Verlauf des Nullniveaus der amtlichen Höhenbezugsfläche in Deutschland beschreibt. Es gibt den Unterschied zwischen dem bei Vermessungen mit Satellitennavigationssystemen verwendeten Referenzellipsoid GRS80 und der amtlichen Höhenbezugsfläche in Höhe des Amsterdamer Pegels an und ermöglicht somit die passpunktfreie Bestimmung von physikalischen Höhen im Höhenbezugsrahmen DHHN2016 mittels satellitengeodätischer Verfahren mit Zentimertgenauigkeit.
  • 75 bayerische Schwerefestpunkte des Deutschen Hauptschwerenetzes DHSN2016 dienen als Anschluss für relativ-gravimetrische Messungen.

Realisierungen des amtlichen Bezugsrahmens ETRS89/DREF91

Da sowohl geodynamische Prozesse als auch anthropogene Einflüsse zu stetigen Veränderungen der
Erdoberfläche und damit zu Änderungen der Geometrie der mit ihr verbundenen Festpunktfelder
führen, ist eine regelmäßige Überwachung und Fortschreibung ihrer Koordinaten eine permanente
Aufgabe der Landesvermessungen. Neben diesen Deformationen der Erdoberfläche sind bei den SAPOS-Referenzstationen auch Änderungen der Stationshardware (z. B. GNSS-Antennen) eine häufige Ursache für Veränderungen der Koordinaten.

Deshalb werden von Zeit zu Zeit hochgenaue satellitengeodätische Messungen durch bundesweite GNSS-Kampagnen durchgeführt. 

Als Ergebniss dieser Messungen werden verbesserte Koordinaten im amtlichen Bezugsrahmen des ETRS89/DREF91 für die SAPOS-Referenzstationen eingeführt. Dies erfolgt als sogenannte neue Realisierung. Zuletzt erfolgte auf Basis der bundesweiten GNSS-Kampagne 2021 am 01.07.2025 die Einführung der Realisierung 2025 mit der Bezeichnung ETRS89/DREF91 (R2025). Die Koordinaten der bayerischen Referenzstationen sowie die Ergebnisse der SAPOS- und LFPS-Dienste haben sich dabei innerhalb der spezifizierten Genauigkeiten (siehe SAPOS-Produktdefinition) im Bereich von wenigen Millimetern geändert. Mit der Realisierung 2025 wird die bisherige Realisierung 2016 abgelöst, die auf der bundesweiten GNSS-Kampagne 2008 basierte.


FAQ - Häufig gestellte Fragen


Wie lauten die EPSG-Codes für die Höhenbezugssysteme

DHHN12: EPSG-Code 7699
DHHN92: EPSG-Code 5783
DHHN2016: EPSG-Code 7837


Wie lauten die EPSG-Codes für das Lagebezugssystem ETRS89/DREF91

ETRS89/DREF91 (Realisierung 2016):
kartesisch (X,Y,Z): EPSG-Code 10282
ellipsoidisch 3D (geographische Länge und Breite, ellipsoidische Höhe): EPSG-Code 10283
ellipsoidisch 2D (geographische Länge und Breite): EPSG-Code 10284

UTM-Zone 32 mit führender Kennziffer 32N: EPSG-Code 10289 (ehemals 4647)
UTM-Zone 32 ohne führender Kennziffer 32N: EPSG-Code 10732 (ehemals 25832)

UTM-Zone 33 mit führender Kennziffer 33N: EPSG-Code 10291 (ehemals 5650)
UTM-Zone 33 ohne führender Kennziffer 33N: EPSG-Code 10733 (ehemals 25833)

ETRS89/DREF91 (Realisierung 2025):
in Bearbeitung
 


Haben Änderungen der SAPOS-Koordinaten durch die neue Realisierung 2025 Auswirkungen auf aktuelle Projekte

Da die Änderungen in der Lagekomponente nur minimal sind (wenige Millimeter), kann in der Regel in den laufenden Projekten ohne Maßnahmen weiter gearbeitet werden. Die Änderungen der ellipsoidischen Höhen betragen regional bis zu 14 mm und liegen damit innerhalb der Höhengenauigkeit der SAPOS- und LFPS-Dienste. Diese Höhenänderungen führen außerdem bei der Umrechnung mittels des AdV-Quasigeoids GCG2016 zu verbesserten Höhen im amtlichen Höhenbezugsrahmen DHHN2016.


Wie kann ich Höhen transformieren

Der kostenfreie Transformationsdienst unter sapos.bayern.de wurde am 30.06.2017 um das neue Höhenbezugssystem DHHN2016 erweitert. Dadurch können Fachdaten mit Höhenbezug zwischen allen Höhenbezugssystemen (DHHN12, DHHN92, DHHN2016 und ellipsoidische Höhen) umgerechnet werden.
Übersicht der Umrechnungsmodelle und deren Genauigkeiten (pdf, 182 kB)


Welches Höhenbezugssystem liefern die SAPOS-Dienste

Die SAPOS-Dienste liefern primär Ergebnisse im dreidimensionalen amtlichen Bezugsrahmen ETRS89/DREF91, seit 01.07.2025 in der neuen Realisierung 2025. Diese dreidimensionalen kartesischen Koordinaten werden mittels des Rotationsellipsoids GRS80 in ellipsoidische (geometrische) Höhen umgerechnet.
Durch Verwendung des aktuellen Quasi-Geoidmodells der AdV GCG2016 erhält man physikalische Höhen im amtlichen Höhenbezugsrahmen DHHN2016.

Die Ergebnisse des SAPOS-Berechnungsdienstes GPPS-PrO werden ebenfalls im aktuellen amtlichen Höhenbezugsrahmen DHHN2016 ausgegeben.

Nutzer der von SAPOS-HEPS übermittelten RTCM3-Transformationsnachricht erhalten ohne weitere Umstellungen am Rover Normalhöhen im DHHN2016. 


Wie kann ich die RTCM3-Transformationsnachricht verwenden

Grundsätzlich ist zu prüfen, ob der GNSS-Empfänger geeignet ist, die von SAPOS-HEPS übermittelte RTCM3-Transformationsnachricht zu verwenden (Rücksprache mit dem Gerätehersteller).
Zur Nutzung der RTCM3-Transformationsnachricht muss bei der Konfiguration des Rovers die Option "Transformationsparameter von RTCM Daten verwenden" aktiviert sein. Je nach Gerätehersteller kann diese Bezeichnung variieren.


Welche Realisierungen des amtlichen Bezugsrahmens ETRS89/DREF91 gibt es bisher

Historie ETRS89/DREF91:

  • Realisierung R1994: von 1994 bis 30.09.2003
  • Realisierung R2002: von 01.10.2003 bis 30.11.2016
  • Realisierung R2016: von 01.12.2016 bis 30.06.2025
  • Realisierung R2025: ab 01.07.2025

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